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21:15 // 35. KURZFILM FESTIVAL HH – Deutscher Wettbewerb 5
8. Juni 2019 @ 21:15 - 22:30
€835. KURZFILM FESTIVAL HAMBURG
mit dem DEUTSCHER WETTBEWERB
im FilmRaum
Deutscher Wettbewerb
Zu Beginn wartet ein Berg kurzer Filme. Rund 800 potenzielle Beiträge für den Deutschen Wettbewerb. Wie sich da entscheiden? So ziehen wir uns über den Winter zurück in unsere Sichtungsklausur und schauen. Lassen uns von Bildkaskaden überwältigen. Diskutieren. Überdenken. Langweilen uns zwischendurch. Freuen uns aber immer über das Privileg, uns durch diese Fülle an Ideen und Geschichten wühlen zu dürfen. Am Ende leuchtet von der Leinwand schließlich unsere Auswahl – die Filme des Jahrgangs 2018 und der ersten Wochen 2019, die ästhetisch und formell besonders dicht, mutig, überraschend sind, die ihre Ideen eigen und treffend formulieren. Als Hamburger Festival fokussieren wir den Blick dabei auch ausdrücklich auf die interessantesten neuen Produktionen der ortsansässigen Filmschaffenden.
In jedem Jahrgang kristallisieren sich aktuelle Themen und ästhetische Tendenzen heraus, die die deutsche Kurzfilmszene umtreiben. In dieser Ausgabe beschäftigt sie sich vermehrt mit Religion und religiösen Effekten, ökonomischer und ökologischer Verunsicherung und immer wieder mit Entwurzelung und den Ursachen und Realitäten von Fluchtbewegungen.
Der Deutsche Wettbewerb versammelt prominente Kurzfilmer*innen und neu entdeckte Talente, zeigt das Schaffen der Filmhochschulen gleichberechtigt neben unabhängigen Produktionen: Dokumentar- und Spielfilme, Animationen und filmische Experimente. 2019 konkurrieren 22 Filme in 5 Programmen um den Jurypreis des Deutschen Wettbewerbs.
Samstag, 8. Juni | 21.15 Uhr | Filmraum
5 Sehnsucht auf Raten
Da muss doch noch mehr zu holen sein. Ihre Sehnsucht stillen die Seefahrenden aus Souvenir von Miriam Gossing und Lina Sieckmann wenigstens temporär, doch bleiben die Zurückgelassenen auf der Strecke. Und auch die Reise selbst bringt nicht immer die gewünschte Freiheit. Lauter und dringender wird die Flucht aus dem öden Alltag in Ulu Brauns Frei Zeit, die es mittlerweile sogar zu kaufen gibt. Gudrun Krebitz schafft mit The Magical Dimension kurzerhand eine zweite Wirklichkeit – bei Startschwierigkeiten über den Friedhof einsteigen. Und die Bewohner*innen von Murmansk zieht es in Datscha Turbaza von Marko Mijatović zu ihren persönlichen Sehnsuchtsorten – ob im Rückzug zur halblegalen Datschasiedlung oder im Auszug in die weite Welt. Erlösung findet sich mit Nicolaas Schmidt vielleicht am Ende im Sonnenuntergang – Believe.
Eintritt: 8,00 € (erm- 7,- €) Onlineticket
weitere Infos: https://festival.shortfilm.com
PROGRAMMÜBERSICHT DEUTSCHER WETTBEWERB
1 Gespenster
Die einen sehen Schatten, die anderen das Licht: Little Lower than the Angels, eine der aktuellen Arbeiten des Kollektivs Neozoon, findet die Exzesse und Absurditäten der christlichen Hybris auf Youtube, während in Dead Sea Dying von Rebecca Zehr und Katharina Rabl ein Meer an seinen Pilgern versiegt. In Umbra suchen Florian Fischer und Johannes Krell das An- wie das Abwesende und machen dabei das Subjektive gegen die Sonne sichtbar. Jochen Kuhns Gerichtszeichner schließlich skizziert rätselhafte Erscheinungen mit professioneller Distanz, bis die Verhandlung plötzlich in Hysterie explodiert und selbst der bisher so nüchterne Erzähler vom Sog seiner Bilder mitgerissen wird.
Mittwoch, 5. Juni | 20.15 Uhr | Filmraum
2 Fluchtpunkt Zukunft
Die Zukunft ist unsicher. Das erfahren nicht nur die Flüchtenden, die sich in Manuel Inackers La Bestia – Train of the Unknowns auf den Weg aus Mexiko über die Grenze in die USA machen. Bevor sie diesen Sprung wagen, bleiben ihnen in der Casa del Migrante genau zwei Tage, um Ruhe zu finden. Auch Hannes Schillings Der Proband träumt inmitten ökonomischer Unwägbarkeiten von einer geregelten Zukunft mit seiner Freundin. Und dass der Einstieg in den Kunstmarkt schwer wiegende Hürden birgt, erfährt der Protagonist aus Mann auf Blau von Friedrich Tiedtke spätestens bei der Abschlussfeier seiner Kunsthochschule: zehntausend Euro genügen doch für zwei Jahre gutes Leben! Your Future steht bei Petra Stipetic und Maren Wiese in den Sternzeichen, aber die haben in ihrer animierten Gestalt hier eigentlich nur Sex im Sinn.
Donnerstag, 6. Juni | 20.15 Uhr | Filmraum
3 Perpetuum Immobile
Was tun gegen erdrückende Verhältnisse? Die Betroffenen in Gernot Wielands Ink in Milk erfahren kurze Erleichterung von scham- und angstbesetztem Alltag, wenn ihre Körper sich zu kristallinen Strukturen verbiegen. In Dejar Atrás von Anna Walkstein findet zumindest einer den Weg ins Außen, die andere bleibt wartend in der Küche zurück, um sich nicht im Labyrinth der eigenen kleinen Wohnung zu verlieren. Das Land selbst bewahrt in untitled (a refusal of leave to land) von Marian Mayland die Spuren der gesellschaftlichen Verkrustungen, die sich im Vermögen der im Nationalsozialismus erstarkten Konzerne manifestieren, und Andreas Grützner zeigt in der Momentaufnahme Land der Gegenden Insassen in den Alsterdorfer Anstalten verharren. Wenn Geschichte doch bloß nicht so schnell vergessen würde. Nur gut, dass sich zum Abschluss die Reisenden in Helena Wittmanns Film Ada Kaleh in Bewegung träumen.
Freitag, 7. Juni | 20.15 Uhr | Filmraum
4 Framing the Beast
Mehr menschlich als tierisch erscheinen die Biester hier zumeist. Etwa die Stierkämpfer, die in Tourneur von Yalda Afsah einem Schaumbad entsteigen, angetan mit Gummiringen um die Hüften. Oder die Nachbarn, filmisch eingefangen von Pary El-Qalqili und Christiane Schmidt, die in den Flüchtlingsunterkünften ihrer Heimatorte in erster Linie Bedrohung wittern – und dabei die Brandlöcher, die ihre Molotowcocktails sengen, geflissentlich übersehen. Bewegung bringt Paul Spengemanns Mauern einreißende mythische Kreatur in Whoa, Hoo-ah, Huh! – und Hoffnung der äthiopische Olympionike Abebe Bikila aus Freedom of Movement von Nina Fischer und Maroan el Sani, der sich den von den Kolonialisten genommenen Raum in seinem Lauf zurückerobert.
Samstag, 8. Juni | 19 Uhr | Filmraum
5 Sehnsucht auf Raten
Da muss doch noch mehr zu holen sein. Ihre Sehnsucht stillen die Seefahrenden aus Souvenir von Miriam Gossing und Lina Sieckmann wenigstens temporär, doch bleiben die Zurückgelassenen auf der Strecke. Und auch die Reise selbst bringt nicht immer die gewünschte Freiheit. Lauter und dringender wird die Flucht aus dem öden Alltag in Ulu Brauns Frei Zeit, die es mittlerweile sogar zu kaufen gibt. Gudrun Krebitz schafft mit The Magical Dimension kurzerhand eine zweite Wirklichkeit – bei Startschwierigkeiten über den Friedhof einsteigen. Und die Bewohner*innen von Murmansk zieht es in Datscha Turbaza von Marko Mijatović zu ihren persönlichen Sehnsuchtsorten – ob im Rückzug zur halblegalen Datschasiedlung oder im Auszug in die weite Welt. Erlösung findet sich mit Nicolaas Schmidt vielleicht am Ende im Sonnenuntergang – Believe.
Samstag, 8. Juni | 21.15 Uhr | Filmraum
Best of Deutscher Wettbewerb:
Sonntag, 9. Juni | 19 Uhr | Filmraum