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REIHE: ZWISCHEN „VOLKSMASSEN“ UND „PERSÖNLICHKEIT“ Zur DDR-Filmgeschichte // Ernst Thälmann – Sohn seiner Klasse (1954)
12. Februar 2019 @ 20:15 - 22:00
Themenschwerpunkt:
Zwischen „Volksmassen“ und„Persönlichkeit“
Menschenbilder im sozialistischen Film der DDR 1954–1980
Eine Veranstaltung Galerie Morgenland/Geschichtswerkstatt Eimsbüttel
REIHE: ZWISCHEN „VOLKSMASSEN“ UND „PERSÖNLICHKEIT“
Zur DDR-Filmgeschichte
Einführung in das Filmseminar
Bereits zu Lenins Lebzeiten sprachen die Bolschewisten in der Sowjetunion vom Film als dem „wichtigsten aller Künste“. Dieses Medium der Propaganda und Agitation sollte die Bevölkerung zu sozialistischen Menschen formen und einen Beitrag zum Aufbau des Sozialismus leisten. Nach 1945 wurde diese Auffassung auch im erweiterten Machtbereich der Sowjetunion in Mittel- und Osteuropa durchgesetzt. Mit der Deutschen Film AG (DEFA) wurde im Mai 1945 in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ), der späteren DDR, ein staatliches Filmmonopol gegründet. Auch die DEFA-Filme sollten im Sinne des Marxismus-Leninismus die Gestaltung einer sozialistischen Gesellschaft fördern. Die SED
überwachte dabei die Filmproduktion und griff ein, wenn ihr ein Filmdrehbuch oder -projekt nicht systemkonform erschien. In der Praxis bedeutete das ein Wechselspiel zwischen kulturpolitischen Zugeständnissen und repressiven Eingriffen. Ein zeitweise liberaleres Klima zog die Produktion kritischerer Filme nach sich, innenpolitische Konflikte verschärften dagegen die kulturpolitischen Repressionen. So setzte nach einer Phase kulturpolitischen „Tauwetters“ zu Beginn der 1960er-Jahre mit dem 11. Plenum des SED-Zentralkomitees im Dezember 1965 der „Kahlschlag“ ein. Zahlreiche Filme wurden wegen ihrer Darstellung einer dem „Sozialismus fremden Lebensweise“ kritisiert. Danach wurden brisante politische Themen im Film eher vermieden. Stattdessen richtete sich der Blick verstärkt auf das Private. In den DDRGesellschaftswissenschaften wurde nach der Rolle der „Volksmassen“ und dem Stellenwert der „Persönlichkeit“ in der Geschichte gefragt. Wir wollen schauen, welche Menschenbilder in den DEFA-Filmen entwickelt wurden und welche Wandlungen es gab.
https://www.galerie-morgenland.de/h
Dienstag, 12. Februar 2019, 20:15 Uhr
Eintritt frei -Spende erbeten
Ernst Thälmann – Sohn seiner Klasse (1954)
Der Film kann als einer der wichtigsten Propagandafilme der DDR gelten. Gedreht in der Tradition sowjetischer Monumentalfilme, ging er auf eine persönliche Intervention Walter Ulbrichts zurück, der die Filmschaffenden ermahnt hatte: „Die DEFA sollte dazu übergehen, Filme über den Kampf um den Aufbau der Grundlagen des Sozialismus zu bringen“ und „hervorragende Persönlichkeiten der Geschichte unseres Volkes in ihrem Schaffen darstellen“. Die ausdrucksvollen Bilder des Films vermitteln angebliche historische Wahrheiten, aber inhaltlich spiegeln sie nur die „parteiliche Sicht auf die Geschichte“ durch die Parteiideologen wider.
Regie: Kurt Maetzig, Johannes Arpe; Drehbuch: Michael Tschesno-Hell, Willi Bredel
Dienstag, 26. Februar 2019, 20:15 Uhr
Eintritt frei – Spende erbeten
Berlin – Ecke Schönhauser (1957)
Ein paar „Halbstarke“ treffen sich 1956 täglich unter den U-Bahn-Bögen der Eberswalder Straße in Prenzlauer Berg. Hier, Ecke Schönhauser, vertreiben sie sich ihre Langeweile und vergessen für einige Zeit die Probleme, die sie zu Hause erwarten. Der Film, ohne Genehmigung der DDR-Behörden gedreht und am 30. August 1957 im Ostberliner Kino Babylon uraufgeführt, zeichnet das Porträt einer haltlosen, verunsicherten Generation. Auch in der DDR gab es ein „Jugendproblem“, hervorgerufen durch Perspektivlosigkeit, gesellschaftliche Konventionen und mangelnde Fürsorge im Elternhaus. Mit mehr als 1,5 Millionen Zuschauern in nur sechs Wochen traf der Film offenbar den Nerv des jungen ostdeutschen Publikums und ist bis heute ein Filmklassiker der DEFA.
Regie: Gerhard Klein; Drehbuch: Wolfgang Kohlhaase
Dienstag, 12. März 2019, 20:15 Uhr
Eintritt frei – Spende erbeten
Jakob der Lügner (1974)
Der Film, der sich stark an der Romanvorlage „Jakob der Lügner“ von Jurek Becker orientiert und in einem jüdischen Getto in Polen spielt, ist beispielhaft für das Hin und Her politischer Einflussnahme auf DEFA-Produktionen. Ursprünglich sollte dieser Film bereits 1966 realisiert werden. Dies scheiterte aber an der fehlenden Erlaubnis für die Dreharbeiten in Krakau und an der Strafversetzung des Regisseurs Frank Beyer an das Dresdner Theater, nachdem sein umstrittener Film „Spur der Steine“ 1966 in die Kinos gekommen war. Erst nachdem Jurek Becker sein Drehbuch zu einem (erfolgreichen) Roman verarbeitet hatte, ging der Film 1974 in die Produktion. Es war der einzige DDR-Film, der jemals für den Oscar in der Kategorie „Bester fremdsprachiger Film“ nominiert wurde.
Regie: Frank Beyer; Drehbuch: Jurek Becker, Frank Beyer
Dienstag, 19. März 2019, 20:15 Uhr
Eintritt frei – Spende erbeten
Solo Sunny (1980)
Die frühere Arbeiterin Ingrid, „Sunny“, hat es – so scheint es – geschafft. Sie tourt als Schlagersängerin mit einer Band über die Dörfer und tritt in Klubhäusern und auf Festen auf. Allerdings kommt die Künstlerin mit ihrem Privatleben nicht klar. Der Film über eine Außenseiterin in der DDR basiert auf der Lebensgeschichte von Sanije Torka, die im Film nicht erwähnt wird. Gedreht wurde bevorzugt in Abrisshäusern in Prenzlauer Berg, einer Gegend, die dem Drehteam besonders geeignet erschien, Raum und Atmosphäre der eigenwilligen Sängerin in Szene zu setzen. Letztendlich wird gefragt: Wie können Glücksansprüche im DDR-Alltag verwirklicht werden? Wie kann ein Ausbruch des Einzelnen aus der „geschlossenen Gesellschaft“ der DDR gelingen? „Solo Sunny“ war der letzte Spielfilm des vielleicht bedeutendsten Regisseurs der DDR, Konrad Wolf. Sowohl im In- als auch im Ausland wurde er ausgezeichnet. Bei der Berlinale 1980 erhielt er den Filmkritikerpreis und Renate Krößner einen Silbernen Bären als beste Darstellerin. In der DDR erhielt der Film einen Kritikerpreis.
Regie: Konrad Wolf, Wolfgang Kohlhaase; Drehbuch: Wolfgang Kohlhaase, Dieter Wolf